Ein ganzes Jahr
Wie singen die Kinder, wenn
wieder einmal ein neues Jahr beginnt ...
Es war eine Mutter, die hatte
vier Kinder,
den Frühling, den Sommer, den
Herbst und den Winter.
Im Frühling freuen sich die
meisten Kinder über die warme Luft und dass sie beim Spielen ihre Winterjacke,
den Schal und die Handschuhe nicht mehr benötigen. Im Sommer geht’s dann ins
Wasser und man kann länger aufbleiben, weil es am Abend noch hell ist. Im
Herbst lassen sie ihre Drachen steigen und springen durch die Pfützen. Im
Winter sitzen sie im Zimmer und beschäftigen sich mit dem Computer, mit Mal-
und Bastelsachen oder sie toben draußen im Schnee.
So finden sie an jeder Jahreszeit
etwas Lebenswertes. Es ist ihre unvoreingenommene Haltung, die ihnen dieses
möglich macht, ihre Neugierde auf das, was das Leben zu bieten hat.
Das Jahr – ein ganzes Jahr!
Das Jahr ist ein Kreis von vier
Jahreszeiten. Jede nimmt etwa ein Viertel vom Ganzen ein. Das Jahr kennt seine
Einteilung nicht, und doch sind die vier Teile Bestandteil des Ganzen. Das Jahr
betrachtet nicht, unterscheidet nicht, bewertet nicht. Es weiß nichts von
Jahreszeiten.
So ist es mit allen Ganzheiten ...
Die höhere Ordnung kennt ihre
Unterordnungen nicht mit Namen, sie bewertet sie nicht, unterscheidet sie
nicht. So auch die höchste Instanz des Lebens, der wir keinen Namen geben
können, weil sie unnennbar ist, der wir aber doch einen Namen zuordnen möchten,
die wir Gott nennen oder Lebensenergie. Diese Instanz bewertet nicht das, was
abläuft, sie beurteilt nicht, sie teilt nicht, sie betrachtet nicht.
Aber ... Gott sieht doch alles ...
so lernten wir es als Kinder schon. Wie kann Gott etwas sehen, wenn doch Gott
ALLES IST?
Ja, Gott kann alles sehen, jedoch nur in Ausschnitten, an unterschiedlichen
Orten und zu unterschiedlichen Zeiten. Gott ist die durch uns bewertende, betrachtende, erschaffende, zerstörende und
unterscheidende Instanz. Sie ist in uns so wie wir in ihr sind.
Uns ist es nun überlassen,
getrennt-menschlich zu denken, zu fühlen und zu handeln. Wir können über jede
Erscheinung ein Urteil äußern, eine Bewertung vornehmen, alles nach richtig
oder falsch kategorisieren – und dies tun wir auch recht fleißig. Wir leiden
unter Schmerzen, unter Menschen, die anders sind als wir ... aber ebenso streben
wir auch nach Wohlbefinden und fühlen uns wohl mit Menschen, die gerade so
fühlen wie wir selbst.
Kommen wir noch einmal zurück zum
Bild des Jahres. Es weiß nichts von seinen Teilen. Es ist einfach nur, und zwar für uns, die wir es durchleben, in
ständigem Wandel.
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