Donnerstag, 21. Mai 2015

Ein ganzes Jahr


Ein ganzes Jahr

Wie singen die Kinder, wenn wieder einmal ein neues Jahr beginnt ...

Es war eine Mutter, die hatte vier Kinder,
den Frühling, den Sommer, den Herbst und den Winter.

Im Frühling freuen sich die meisten Kinder über die warme Luft und dass sie beim Spielen ihre Winterjacke, den Schal und die Handschuhe nicht mehr benötigen. Im Sommer geht’s dann ins Wasser und man kann länger aufbleiben, weil es am Abend noch hell ist. Im Herbst lassen sie ihre Drachen steigen und springen durch die Pfützen. Im Winter sitzen sie im Zimmer und beschäftigen sich mit dem Computer, mit Mal- und Bastelsachen oder sie toben draußen im Schnee.
So finden sie an jeder Jahreszeit etwas Lebenswertes. Es ist ihre unvoreingenommene Haltung, die ihnen dieses möglich macht, ihre Neugierde auf das, was das Leben zu bieten hat.

Das Jahr – ein ganzes Jahr!

Das Jahr ist ein Kreis von vier Jahreszeiten. Jede nimmt etwa ein Viertel vom Ganzen ein. Das Jahr kennt seine Einteilung nicht, und doch sind die vier Teile Bestandteil des Ganzen. Das Jahr betrachtet nicht, unterscheidet nicht, bewertet nicht. Es weiß nichts von Jahreszeiten.

So ist es mit allen Ganzheiten ...

Die höhere Ordnung kennt ihre Unterordnungen nicht mit Namen, sie bewertet sie nicht, unterscheidet sie nicht. So auch die höchste Instanz des Lebens, der wir keinen Namen geben können, weil sie unnennbar ist, der wir aber doch einen Namen zuordnen möchten, die wir Gott nennen oder Lebensenergie. Diese Instanz bewertet nicht das, was abläuft, sie beurteilt nicht, sie teilt nicht, sie betrachtet nicht.

Aber ... Gott sieht doch alles ... so lernten wir es als Kinder schon. Wie kann Gott etwas sehen, wenn doch Gott ALLES IST?

Ja, Gott kann alles sehen, jedoch nur in Ausschnitten, an unterschiedlichen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten. Gott ist die durch uns bewertende, betrachtende, erschaffende, zerstörende und unterscheidende Instanz. Sie ist in uns so wie wir in ihr sind.

Uns ist es nun überlassen, getrennt-menschlich zu denken, zu fühlen und zu handeln. Wir können über jede Erscheinung ein Urteil äußern, eine Bewertung vornehmen, alles nach richtig oder falsch kategorisieren – und dies tun wir auch recht fleißig. Wir leiden unter Schmerzen, unter Menschen, die anders sind als wir ... aber ebenso streben wir auch nach Wohlbefinden und fühlen uns wohl mit Menschen, die gerade so fühlen wie wir selbst.

Kommen wir noch einmal zurück zum Bild des Jahres. Es weiß nichts von seinen Teilen. Es ist einfach nur, und zwar für uns, die wir es durchleben, in ständigem Wandel.


© UN 21.5.15


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